Katakombe

Katakombe
Ka|ta|kọm|be 〈f. 19altchristl. unterird. Begräbnisstätte (bes. in Rom u. Neapel) [<ital. catacomba <spätlat. catacumbae; vermutl. <grch. kata „nieder“ + kymbe „Becken, Vertiefung“]

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Ka|ta|kọm|be, die; -, -n <meist Pl.> [ital. catacombe (Pl.) < spätlat. catacumbae (Pl.), H. u.]:
(in frühchristlicher Zeit) unterirdische Anlage zur Beisetzung von Toten.

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Katakọmbe
 
[spätlateinisch-italienisch] die, -/-n, in vulkanischen Tuff oder Ähnlichem eingeschnittenes unterirdisches Gräbersystem; in der Spätantike in der mediterranen Welt verbreitete, an den großen Ausfallstraßen gelegene Begräbnisstätte. In Rom wurden Katakomben v. a. im frühen Christentum angelegt.
 
Den Anfang der Katakomben bildeten (Beginn des 3. Jahrhunderts) in den Hang eines Hügels eingeschnittene Gänge mit seitlichen Nischen (Flaviergalerie der Domitilla-Katakombe) oder kleine Systeme von schmalen, niedrigen Gängen mit seitlich in die Wände eingetieften Gräbern (Lucinagruft in der Kallistus-Katakombe, Domitilla-Katakombe). Der Leichnam wurde in Tücher gehüllt in die Nische (Loculus) gelegt und diese mit einer Platte oder einem Ziegel geschlossen. Eine eingemeißelte oder aufgemalte Inschrift nannte den Namen. In den Putz wurden oft kleine Erinnerungsstücke eingedrückt (Goldgläser, Münzen, Bronze- oder Elfenbeinfigürchen). Die Grüfte wurden durch Tieferlegung des Niveaus und durch Nebengänge erweitert. Besitzer einer Katakombe oder eines Coemeteriums war die Familie oder eine Berufsgruppe. Wenig später entstand eine erste Gemeindekatakombe, die Calixtus I. erweiterte (Kallist-Katakombe), ihr wurde die Gruft der Bischöfe des 3. Jahrhunderts angefügt. Die Blütezeit der Katakombenbestattung war die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts Die Katakomben wurden jetzt als große Systeme einander rechtwinklig schneidender Gänge (Galerien) angelegt. In konstantinischer Zeit entstanden häufiger Kammern, zunächst mit Wandloculi, dann mit Arkosolien, u. a. in der Kallist-Katakombe, Domitilla-Katakombe, Praetextatus-Katakombe, Priscilla-Katakombe oder der Katakombe Santi Marcellino e Pietro.
 
In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wurden die Katakomben oft unter Zerstörung älterer Malereien von der ärmeren Bevölkerung neu mit Gräbern belegt. Die Märtyrergräber stattete man mit Inschriften (Damasus I.) und Marmorverkleidung aus. Außerdem schuf man rings um das verehrte Grab kapellenartige Erweiterungen (San Sebastiano, Santi Marcellino e Pietro) und legte Treppen an, die unmittelbar zu den Gräbern führten (Lucinagruft). Im 8. Jahrhundert begann man mit der Überführung namhafter Märtyrer in Kirchen, die Katakomben gerieten in Vergessenheit und wurden erst Ende des 16. Jahrhunderts wieder entdeckt. Neufunde werden auch heute noch gemacht (z. B. Katakomben an der Via Latina in Rom).
 
Katakombenmalereien finden sich in Grabkammern oder -nischen (Arkosolium). Sie bilden den Hauptbestandteil erhaltener frühchristlichen Malerei. Sie sind oft verschlüsselt und im 3./4. Jahrhundert von zeichenhafter Knappheit. Thematisch knüpft die Bildauswahl zunächst an schon vorhandene Motive an (Mahlszenen, Idyllik, Orpheus, Guter Hirte, Orans), erweitert sich dann auf Motive aus dem Alten Testament (Daniel in der Löwengrube, Noah in der Arche, Drei Männer im feurigen Ofen, Jona- und Susannaszenen), die überwiegend in einer heraldischen Kurzform dargeboten werden. Allmählich treten Szenen aus dem Neuen Testament hinzu, ferner christliche Symbole. Hinsichtlich von Komposition und Stil steht die Katakombenmalerei ganz in der Tradition der römischen Wandmalerei.
 
Neben den christlichen gab es eine Reihe von jüdischen Katakomben ähnlicher Form (Villa Torlonia). Auch synkretistische Gemeinden kannten die unterirdische Bestattung (Grabanlage der Aurelier am Viale Manzoni, Vibiagruft).
 
Außerhalb Roms sind ähnliche Anlagen in Neapel, Syrakus, auf Malta, in Alexandria bekannt. In der Anlage weichen sie von den römischen teilweise erheblich ab.
 
 
L. Hertling u. E. Kirschbaum: Die röm. K. u. ihre Märtyrer (21955);
 E. Bock u. R. Goebel: Die K. Bilder aus der Welt des frühen Christentums (21961);
 L. Reekmans: Die Situation der K.-Forschung in Rom (1979);
 J. Stevenson: Im Schattenreich der K. (a. d. Engl., 1980);
 C. Pavia u. C. Mocchegiani Carpano: Unter den Straßen von Rom. Ein archäolog. Führer. .. (a. d. Ital., 1986);
 A. Ferrua: Katakomben. Unbekannte Bilder des frühen Christentums unter der Via Latina (a. d. Ital., 1991).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
frühchristliche Malerei und Plastik: Katakomben und Sarkophage
 

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Ka|ta|kọm|be, die; -, -n <meist Pl.> [ital. catacombe (Pl.) < spätlat. catacumbae (Pl.), H. u.]: (in frühchristlicher Zeit) unterirdische Anlage zur Beisetzung von Toten.

Universal-Lexikon. 2012.

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